Umgangssprache taucht zwar in Blogs auf, hat jedoch in journalistischen Texten meistens nichts zu suchen. Um informativ und professionell zu wirken, sollten Artikel eine angemessene und bis zu einem gewissen Punkt formelle Sprache übernehmen. Allerdings wächst die Verständlichkeit eines Artikels, wenn der Autor klare Formulierungen liebt und Wortungeheuer bekämpft. Alltagssprache baut eine Brücke zu vielen Lesern. Umgangssprache in ihren verschiedenen Versionen zerstört hingegen eine Kommunikation, wenn Gruppen mit individuellen Gewohnheiten sich nicht mehr untereinander verstehen.
In einem Blog steht ohne weiteres: »Nun ja, also wie ihr wisst, hat der Herbst endlich angefangen.« Die Einschübe »Nun ja«, »also« und stark wertende Wörter wie »endlich« signalisieren hier Umgangssprache. Diese Strategie funktioniert für die Zielgruppe: Ein Blog verlangt eben häufig, dass User und Autoren die Distanz zwischen ihnen verringern. Die Einträge kreisen um persönliche Eindrücke und Gedanken, während professionelle Journalisten als unbeteiligte Beobachter auftreten und die Sprachgewohnheiten eines bestimmten Millieus höchstens zitieren. Daher schreibt ein Journalist vielleicht trocken über den Wechsel der Jahreszeit: »Am 22.September hat der Herbst in Deutschland offiziell angefangen.«
Andererseits prägt eine farbige Sprache sowohl Reportagen als auch Kommentare, Glossen und andere Beiträge mit starken Meinungsäußerungen. Umgangs- oder sogar Gossensprache sollte trotzdem nicht Fuß im Journalismus fassen.